Gunnar • 20. Juni 2021

Der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris), auch Gewürzbeifuß oder Gewöhnlicher Beifuß genannt, ist eine Pflanzenart deren Pollen ein häufiger Auslöser allergischer Reaktionen sind. Er ist aber auch eine schon lange bekannte Medizin- und Zauberpflanze

Hier eine Sammlung von Mythologien um den Beifuss.


Nach dem  Römer Plinius sollten Wanderer, die „Artemisia“ bei sich tragen, auf der Reise nicht müde werden.


Das erste Kräuterbuch in deutscher Sprache, das in der ersten Hälfte des 12. Jh. geschriebene Prüller Kräuterbuch, beschrieb die rituelle Verwendung von Beifußkraut in der Geburtshilfe. Man sagte, "Beifuß ist gut für die Frau, die sich von der Geburt erholt. Binde ihr Beifuß auf den Bauch und sie erholt sich schnell. Nimm es alsbald wieder weg damit es keinen Vorfall von inneren Organen gebe.“


Im Deutschen Macer (13. Jh.) wurde zwischen einem Beifuß mit rotem Stiel und einem Beifuß mit weißem Stiel unterschieden. Die Blätter des rotstieligen Beifuß, nach unten abgestreift, sollten bei verspäteter Menstruation helfen, die des weißstieligen, nach oben abgestreift, bei zu lange dauernder Menstruation.


Besondere Beziehung sollte der Beifuß zur Sommersonnenwende haben. Daher rühren seine Benennungen „Sunbent Gürtel“, „Sant Johans Kraut“ und „Himmelker“. Umgürtet mit einem Kranz aus Beifuß wurde das Johannesfeuer umtanzt. Dieser Kranz wurde anschließend „zusammen mit allen Anfeindungen“ ins Feuer geworfen.


Das Beifuß-Kraut wurde in früheren Zeiten in Mitteleuropa zur Sommer- und Wintersonnenwende (vor allem in den zwölf Rauhnächten) zusammen mit anderen getrocknetenen Kräutern zur Abwehr von bösen Geistern in Häusern und Ställen als Räuchermittel genutzt. Der Ursprung dieses Brauchtums liegt vermutlich in alten kultischen Handlungen der Germanen.


Der Beifuß ist das erste der neun Kräuter in dem altenglischen Text Nine Herbs Charm, Näheres siehe dort.


Beifuß galt im Mittelalter als sehr wirksames Mittel gegen und für Hexerei. Beigemischt war es Bestandteil vieler sogenannter magischer Rezepturen. Am Dachfirst mit den Spitzen nach unten geheftet, wehrt Beifuß angeblich Blitze ab und hält Seuchen fern. Ähnliches gilt für die Thorellensteine oder auch Narrenkohle genannt, die man dem Glauben nach am Johannestag an den Wurzeln der Pflanze findet.


Hier noch ein paar weitere Fakten zum Beifuss

Artemisia vulgaris kommt wild in Europa, den gemäßigten Gebieten Asiens und in Nordafrika vor. In Nordamerika und Grönland ist Artemisia vulgaris ein Neophyt.


Der Beifuß verbreitete sich vermutlich zusammen mit dem neolitischen Ackerbau. In Mitteleuropa und findet sich bei der Bandkeramik. Die wirklich ursprüngliche Verbreitung des Beifußes ist heute nicht mehr zu bestimmen, nachdem er durch den Menschen über fast alle nördlichen Gebiete der Erde verbreitet wurde.

Der Beifuß ist in allen Gebieten Deutschlands häufig anzutreffen.


Die Nutzung

Die Erntezeit reicht von Juli bis Oktober, also solange die Blütenkörbchen noch geschlossen sind. Man schneidet die oberen Triebspitzen ab und erntet sie, denn sobald sich die Blütenkörbe öffnen, werden die Blätter bitter und eignen sich nicht mehr zum Würzen. Die Erntezeit für die Wurzel ist der Spätherbst


Beifuß wird als Gewürzpflanze zu fetten, schweren Fleischgerichten benutzt. Die in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffe regen die Bildung von Magensaft und Gallenflüssigkeit an und unterstützen so die Verdauung. Eine weitere Verwendung des Beifuss ist die Herstellung zu Perfümöl („Essence d’Armoise“).


Beifuß wird auch Pflanzenheilkunde eingesetzt aber vorsicht, einige Inhaltsstoffe (z.B. Thujon) sind giftig und machen längere Anwendungen oder hohe Gaben bedenklich. Wegen der Giftigkeit seiner ätherische Öle wird vor der Verwendung des Beifuß in der Aromatherapie gewarnt. Die Droge nennt man Artemisiae herba oder Herba Artemisiae, es sind die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten Stängelspitzen mit den Blütenkörbchen. In der TCM findet er Verwendung in der MOXA Therapie.

Eine weitere Verwendung des Beifuss ist die Herstellung zu Perfümöl („Essence d’Armoise“). Der Anbau zur Gewinnung von dem Öl für die Parfümindustrie findet in Nordafrika und Südeuropa statt.

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