Ostern – Wenn das Alte stirbt, kann das Wahre geboren werden
Ostern – dieses Fest, das irgendwo zwischen Supermarktregalen, Familienbrunch und religiöser Erinnerung dahinplätschert, trägt in Wahrheit eine tiefe, existenzielle Botschaft in sich. Eine, die nichts mit Schokolade und auch nichts mit Pflichtterminen zu tun hat. Ostern ist kein Event, das man konsumiert – es ist eine Einladung. Eine Einladung, sich selbst zu begegnen. Ehrlich. Roh. Mutig. Denn im Kern geht es an Ostern um etwas zutiefst Menschliches: den Wandel. Den inneren Tod. Die Bereitschaft, etwas in sich loszulassen, das nicht mehr stimmig ist – um Raum zu schaffen für das, was wahrhaftig ist. Und das ist alles andere als hohl oder symbolisch.
Das ist radikal real. Das betrifft dich. Mich. Uns alle.
Wir leben in einer Zeit, in der vieles an der Oberfläche bleibt. Wir machen weiter, funktionieren, scrollen uns durch den Tag, während tief in uns vielleicht längst etwas ruft: „Halt an. Spür hin. Da ist mehr.“ Und genau dort beginnt der Osterweg. Der persönliche Prozess – nicht Luxus, sondern Notwendigkeit. Der innere Weg, der mit Ostern gemeint ist, ist kein spirituelles Hobby. Es geht nicht um Erleuchtung oder Perfektion. Es geht darum, wieder Mensch zu werden. Sich selbst zuzumuten. Die eigenen Schatten anzuschauen. Verantwortung zu übernehmen für das, was in einem lebt – und was nicht mehr mit ins Morgen genommen werden sollte. Diese innere Auseinandersetzung ist unbequem. Sie verlangt Ehrlichkeit. Sie konfrontiert uns mit den Teilen in uns, die wir lieber verstecken. Aber genau das ist der Punkt: Wer sich nicht anschaut, kann sich auch nicht verändern.
Und wer sich nicht verändert, wiederholt. Immer wieder.
Muster. Verletzungen. Rollen. Und damit auch gesellschaftliche Strukturen.
Ostern ist also nicht nur eine Geschichte über den Sohn Gottes. Es ist eine Einladung an jeden Menschen, sich selbst neu zu gebären. Immer wieder. Und das braucht Mut. Denn vorher kommt der Tod – nicht im äußeren Sinne, sondern der Abschied von dem, was nicht mehr dient: alte Bilder, schmerzhafte Überzeugungen, festgefahrene Identitäten.
Wir alle sind gefragt
Es reicht nicht mehr, auf Veränderung von außen zu hoffen. Politiker, Systeme, Institutionen – sie alle spiegeln nur, was wir selbst (noch) nicht bereit sind zu verändern. Wenn wir eine offene, liebevolle, vielfältige Welt wollen, dann beginnt das bei uns selbst.
Bei der Art, wie wir uns selbst begegnen. Wie ehrlich wir mit uns sind. Wie sehr wir bereit sind, unsere Komfortzonen zu verlassen, um wirklich lebendig zu sein – nicht angepasst, nicht gefällig, sondern aufrichtig und wach. Ostern ruft uns dazu auf, diesen Prozess nicht länger aufzuschieben. Nicht zu denken: “Vielleicht nächstes Jahr.” Sondern zu spüren: “Jetzt ist die Zeit.” Der persönliche Wandel ist kein Luxus. Er ist das Fundament für eine gesunde Gesellschaft. Für echte Begegnung. Für gelebte Menschlichkeit.
In der Schamanischen Arbeit mit dem Medizinrad steht der Westen für das Loslassen, für den inneren Tod, für das Rückkehren zu sich selbst. Der Osten hingegen symbolisiert das Neue, die Vision, die Geburt eines neuen Selbst. Doch diesen Osten erreichen wir nicht, wenn wir den Westen überspringen. Wir müssen bereit sein, durch unsere eigene Dunkelheit zu gehen.
Nicht als Strafe. Sondern als Weg in die Freiheit.
Auferstehung heißt nicht perfekt sein – sondern ganz
Wenn wir bereit sind, diesen Weg zu gehen, beginnt die eigentliche Bedeutung von Ostern. Kein „alles ist wieder gut“. Sondern: „Ich bin da. Mit allem, was ich bin.“ Ehrlich. Verletzlich. Kraftvoll. Und das ist das Geschenk: Wir kehren zurück in unsere eigene Wahrheit. Und diese Wahrheit ist spürbar. Sie heilt. Sie verbindet. Sie verändert die Welt – ganz leise, ganz tief, ganz echt.
Vielleicht spürst du es schon länger. Dass da etwas ist, das nicht mehr mit dir in Resonanz geht. Dass ein Teil von dir darauf wartet, dass du ihn loslässt. Oder dass ein neuer Teil in dir geboren werden will – ein mutiger, klarer, wahrhaftiger Ausdruck deines Seins. Dann ist Ostern genau die richtige Zeit. Nicht, um alte Rituale zu wiederholen, sondern um dir selbst zu begegnen. Und damit der Welt ein neues Geschenk zu machen:
Dich und zwar in echt.