Gunnar Drucklieb • 19. Mai 2025

Demut – Die leise Kraft, die uns groß macht

In einer Welt, die oft laut, schnell und selbstbezogen ist, wirkt sie wie ein leises Flüstern zwischen all dem Geschrei: Demut. Kein Wort, das auf Werbeplakaten glänzt. Kein Hashtag, der viral geht. Und doch: Wer ihr begegnet, spürt sofort – hier ist etwas Echtes. Etwas Großes im Kleinen. Etwas Starkes im Stillen. Demut ist nicht Unterwerfung. Sie macht uns nicht kleiner – sie macht uns durchlässiger. Für das Leben. Für andere. Für das, was größer ist als wir selbst.


Die Haltung des Staunens


Demut beginnt oft da, wo wir aufhören, alles zu erklären, zu kontrollieren und zu besitzen. Sie beginnt im Staunen. Wenn wir innehalten angesichts eines alten Baumes, eines Menschen, der uns tief berührt, oder eines Moments, in dem wir nichts verstehen – aber alles fühlen.

Demut fragt nicht: „Was habe ich davon?“ Sondern eher: „Was darf ich lernen?“


Sie ist kein Konzept, das man sich anliest – sie ist eine Erfahrung, die uns besucht. Manchmal durch Liebe. Manchmal durch Schmerz. Manchmal durch das stille Wissen, dass wir nicht allein durchs Leben gehen, sondern eingebettet sind in ein größeres Geflecht aus Geschichte, Natur, Mitmenschen und dem, was manche das Göttliche nennen.


Die Entwaffnung des Egos


Demut ist die kleine Revolution gegen das Ego. Nicht mit Kampf, sondern mit Klarheit. Wenn das Ego sagt: „Ich weiß!“, sagt die Demut: „Ich lausche.“ Wenn das Ego sagt: „Ich will kontrollieren!“, sagt die Demut: „Ich bin bereit, mich führen zu lassen.“

Dabei ist Demut nicht schwach. Im Gegenteil. Es gehört Mut dazu, sich selbst nicht ständig in den Mittelpunkt zu stellen. Den eigenen Schmerz zu fühlen – ohne ihn zur Waffe zu machen. Die eigenen Gaben zu kennen – ohne sie als Krone zu tragen.

Demut ist das Gegenteil von Arroganz, aber auch das Gegenteil von Selbstverleugnung. Sie sagt: „Ich bin Teil des Ganzen.“ Nicht weniger. Nicht mehr. Und genau darin liegt ihr Zauber.


Die stille Heilerin


In Beziehungen ist Demut der Raum, in dem echte Verbindung entstehen kann. In der Heilung ist sie die Tür, durch die Vergebung überhaupt erst eintreten kann. Und auf dem spirituellen Weg ist sie wie eine leuchtende Laterne – sie zeigt uns nicht den ganzen Weg, aber sie zeigt, wo der nächste Schritt sein könnte. Wenn wir demütig werden, hören wir besser. Lieben klarer. Leben ehrlicher. Demut fragt nicht, wie wir besser aussehen – sondern wie wir wahrhaftiger leben.


Vielleicht ist sie der Anfang von allem


Vielleicht ist Demut der Anfang von Liebe.
Der Anfang von Mitgefühl.
Der Anfang von Erkenntnis.


Vielleicht ist sie genau das, was unsere Welt jetzt braucht:
Menschen, die nicht mit Schlagwörtern prahlen, sondern mit offenen Herzen zuhören.
Menschen, die nicht alles wissen müssen, aber bereit sind zu lernen.
Menschen, die sich nicht über andere stellen, sondern sich neben sie setzen – auf Augenhöhe, Hand in Hand.



Demut ist kein Ziel. Sie ist eine Haltung.
Eine leise, kostbare, revolutionäre Haltung.
Und wer sie einlädt, wird feststellen:
Man verliert nichts –  man gewinnt Tiefe.

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